Management-Journal

Make them Go! – Hans-Dieter Hermann & Jan Mayer

„Make them go“ ist ein hochinteressantes und sehr aktuelles Protokoll der psychologischen Betreuung von Spitzensportlern vor, während und nach ihren Wettkämpfen. Dass Eishockeyspieler, Golfer, Fußballprofis und Skispringer viel mehr Gemeinsamkeiten beim (mentalen) Training aufweisen als es die unterschiedlichen Sportarten zunächst vermuten lassen, zeigen die Autoren anhand vieler prominenter Bespiele. Sie schauen hinter die Kulissen des Psycho-Coachings in der Kabine, lassen prominenten Trainer wie Jürgen Klopp und Spitzen-Athleten wie Gregor Schlierenzauer persönlich zu Wort kommen.

5 Motivationskiller

Dabei geht es weniger um Anekdoten im Profisport (die gibt es selbstverständlich auch!), als um Gesetzmäßigkeiten in der Eigen- oder Fremdwahrnehmung, um Motivationshilfen oder Motivationskiller. Von denen haben Hermann und Mayer gleich zu Beginn fünf ausgemacht, die nicht nur junge Sportler daran hindern, Höchstleistungen zu bringen: „Ergebnis nicht beeinflussbar“, „Fähigkeiten nicht vorhanden“, „Folgen sind nicht wichtig“, „Folgen sind unerwünscht“ und „Handlung macht keine Freude“.

Die Trainer im Unternehmen

Geschrieben ist das Buch vor allem für Trainer und Psychologen im Leistungssport. Übersetzbar ist es aber auch auf die Führungsarbeit in mittelständischen und großen Unternehmen. Hier sind die Führungskräfte die Coachs, die ihre Mitspieler zur bestmöglichen Leistung bringen müssen. Die Spielregeln dafür sind durchaus ähnlich. Das gilt selbst für das Motto des Buches „Make them go“. Das war der Appell eines Eishockeymanagers an seinen Trainerstab, der Erfolge auf dem Platz sehen will – die Maßnahmen sind zweitrangig. Manche Führungskraft kennt diesen Spruch – nicht wörtlich, aber sinngemäß – vom Geschäftsführer. Die eine oder andere unverbrauchte Idee findet er dann in diesem Buch.

Management-Journal – Fazit: Theorie und Praxis des Psycho-Coachings im Sportbereich liefert das lesenswerte Buch „Make them go“. Nicht nur für Sport-Betreuer eine Empfehlung. Viele Erkenntnisse lassen sich problemlos auf die Mitarbeiterführung im Unternehmen umlegen – gerade wenn es um Motivation geht.

Roter-Reiter

Wenn’ s Drauf ankommt – Jan Mayer

Der Vortrag auf der Konferenz, die Projektvorstellung im Meeting mit dem Großkunden oder das Bewerbungsgespräch: Es gibt Situationen, in denen wir abliefern müssen. Hop oder top, wenige Minuten entscheiden darüber, ob wir durchgefallen sind oder gut ankommen. Der Sportpsychologe Jan Mayer kennt dieses Leistungsprinzip aus dem Hochleistungssport. In der einen Turnübung, dem Rennen oder Endspiel kommt es darauf an, die beste Leistung abzurufen. In seinem Ratgeber „Wenn’s drauf ankommt“ zeigt Mayer, wie wir im Job auch in Stresssituationen maximale Leistungen erbringen.

In drei Phasen zur Top-Leistung

„Und jetzt bitte die Präsentation der aktuellen Geschäftszahlen!“ – Jetzt kommt es darauf an, dass alles klappt. Die Präsentation muss reibungslos ablaufen, bei Nachfragen bloß nicht ins Stottern geraten, souverän wirken. Oft wachsen wir in solchen Situationen über uns hinaus, was wir vor allem unserem Körper zu verdanken haben. Wie beim Stabhochsprung oder dem Schwimmwettbewerb ist unser Organismus auf diesen Moment der maximalen Leistungsschau eingestellt.
Unsere Vorfahren kamen vor allem in akute Stresssituationen, wenn Säbelzahntiger hinter ihnen her waren. Heute kommen wir eher bei der Polizeikontrolle oder dem Bewerbungsgespräch ins Schwitzen, aber für unseren Körper sind beide Situationen gleich stressig. Er reagiert zunächst mit einer Alarmreaktion, die Psyche und Organismus ganz auf das Ziel fokussiert. Herzklopfen und vermehrtes Schwitzen gehören dazu, aber auch ein geschärftes Erinnerungsvermögen. „Die Stressreaktion ist ein Mechanismus des unterbewussten, schnellen Denkens mit dem Ziel, in Gefahrensituationen das Überleben des Organismus zu sichern“, so Mayer, „dieser Mechanismus erfolgt schnell, ohne Logik und ohne willentliche Anstrengung“.
In der folgenden Widerstandsphase rufen wir alle Kräfte ab und erbringen unsere Leistung. Es folgt die Erschöpfungsphase. In seinem Ratgeber zeigt Jan Mayer, wie wir unsere Leistungsfähigkeit steigern, in dem wir uns auf den Leistungssprint optimal vorbereiten und alle drei Phasen bewusst erleben.

Wenn wir schlecht denken, wird’s schlecht laufen

Der Sportpsychologe erklärt, wie wir uns manchmal selbst im Weg stehen. Das ist oft bei Sportlern zu beobachten. Sie und auch die Zuschauer wissen, dass sie zu Höchstleistungen fähig sind und trotzdem patzen sie im entscheidenden Moment. Oft sind negative Denkmuster die Ursache, nicht die körperliche Verfassung. In einem Ratgeber erklärt Mayer, welche Prozesse im Körper für Konzentration und Bestleistungen entscheidend sind und wie wir diese bewusst steuern können. Wussten Sie, dass allein negative Gedanken zum völligen Blackout führen können? „Führt der negative innere Monolog nämlich zu einer massiven Stressreaktion, droht sogar ein Energiekollaps“, so Mayer. Deutschland ist nicht zuletzt Fußball-Weltmeister geworden, weil die Trainer als einer der ersten erkannten, dass das positive Denken und das Trainieren von Denkmustern enorm wichtig für das Gewinnen sind. Was Weltmeistern nutzt, kann Fachkräften nicht schaden.

Roter-Reiter-Fazit: Erkenntnisse der Sportpsychologie auf Stresssituationen im Business anwenden: Mayer gibt wertvolle Tipps, wie wir unser Denken und Verhalten nachhaltig trainieren können, um auf den Punkt zu performen. Und wenn es doch mal schwierig wird, hält er den Plan B bereit.

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Mentales Training (3. Auflage) – Jan Mayer & Hans-Dieter Hermann

Das Buch „Mentales Training“ hatte mein Interesse hinsichtlich des Abrufs von maximaler Leistung im Studium, insb. in Prüfungssituation, wenn es darauf ankommt, das Gelernte eines ganzen Semesters unter Stressbedingungen an einem bestimmten Tag abrufen zu müssen.
In ihrem Lehrbuch geben die Autoren zunächst einen umfassenden Überblick über die Grundprinzipien mentalen Trainings, Leistung zu einem definierten Zeitpunkt, psychologische Grundlagen, das Erlernen und Anwenden mentalen Trainings, die Wirksamkeit und Wirkmechanismen sowie zu neurophysiologischen Erklärungsansätzen. Letzteres fand ich besonders interessant vor dem Hintergrund, dass ich aktuell das Grundlagenfach Allgemeine und Biologische Psychologie bearbeite, in dem es u.a. um neuronale Plastizität und Lernen geht. In diesem Zusammenhang gefiel mir ebenfalls sehr gut das Kapitel „Grundlagen und Materialien“ im zweiten Abschnitt des Buches – Anwendungsfelder des mentalen Trainings – da die Autoren explizit auf das sensomotorische System und den motorischen Kortex eingehen und dementsprechende Messmethoden (PET, fMRT, TMS) eingehen und dabei einen Zusammenhang zur Progressiven Muskelentspannung nach Jacobsen herstellen. Vorgestellt wird dabei auch ein Fragebogen zur Erfassung der Vorstellungsfähigkeit, der MIQ.
Als Anwendungsfelder mentalen Trainings gehen die Sportpsychologen Mayer und Hermann auf Leistungssport, Rehabilitation, Arbeit und Wirtschaft ein.
Mir gefiel das übersichtlich gestaltete Lehrbuch sehr gut und ich konnte zahlreiche Erkenntnisse für mein Studium sowie für mich privat gewinnen.

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Erfolgreiches Teamcoaching – Lothar Linz

Dieses Buch liest sich sehr leicht und schnell. Viele praktische Beispiele und nach einzelnen Kapitel immer wieder konkrete Übungen verleiten dem Inhalt einen hohen Praxisbezug. Bin selber Trainer und habe dieses Buch förmlich verschlungen.
Hat man schon mal Teamcoaching-Seminare oder Gruppenseminare besucht, so sind jedoch viele Inhalte bereits oberflächlich bekannt und manchmal eigentlich nichts Neues. Doch die eigentlich banalen Informationen aus dem Leben mal gebündelt niedergeschrieben zu lesen ist einen Kauf auf alle Fälle wert. Wer sich allerdings wirklich tiefenpsychologisch weiterbilden will, der sollte auf Fachliteratur zurückgreifen, auf die von Linz allerdings auch an vielen Stellen hingewiesen wird.
Das Buch ist einfach für den direkten Gebrauch, kann heute gelesen werden und schon morgen im Training Anwendung finden. Toller Praxisbezug.

Aktuell

  • Linz, L. & Winter, K. (2022): Praktische Erfahrungen zum angewandten Stressmanagement für Einsatzkräfte am Beispiel der GSG 9. In Staller, M. & Koerner, S. (Hrsg.): Handbuch polizeiliches Einsatztraining. S. 891-898. Wiesbaden: Springer Gabler.
  • Hermann, H.-D. & Mayer, J. (2020). Make them go . Was wir vom Coaching der Spitzensportler lernen können (5. überarbeitete Auflage). Hamburg: Murmann.
  • Mayer, J. & Hermann, H.-D. (2020). Kognitives Training im Sport. In J. Schüler, M. Wegner & H. Plessner (Hrsg.) Sportpsychologie. Anwendung und Grundlagen. S.463-478. Heidelberg u.a.: Springer.
  • Höner, O., Larkin, P., Leber, T. & Feichtinger, P. (2020). Talentauswahl und –entwicklung im Sport. In J. Schüler, M. Wegner & H. Plessner (Hrsg.) Sportpsychologie. Anwendung und Grundlagen. S.499- 530. Heidelberg u.a.: Springer
  • Hermann, H.-D. (2019). Zwischen Motivieren und Bremsen. Sportphysio 7 (5), 227-230.
  • Spielmann, S., Mayer, J. & Hermann, H.-D. (2019). Sportpsychologische Beratung und Diagnostik zur Präventaion und Rehablitation von Sportverletzungen. Sportphysio 7 (5), 217-225.
  • Hermann, H.-D. & Radke, L. (2019). Selbststeuerung und Erhöhung der Leistungsfähigkeit durch kognitive Fertigkeiten – eine sportpsychologische Perspektive. In S. Rietmann & P. Deing (Hrsg.): Psychologie der Selbststeuerung. S. 347-366. Wiesbaden: Springer VS.
  • Hermann, H.-D. (2019). Vertrauen als Garant einer funktionierenden Gesellschaft. In M. Freytag (Hrsg.): Betrug in der digitalisierten Welt. Erkennen Vorbeugen. Schützen. S. 82-93. Frankfurt: Frankfurter Allgemeine Buch.
  • Hermann, H.-D. (2019). Sportpsychologische Ethik: Pflichten – Werte – Grenzen. In K. Staufenbiehl, M. Liesenfeld, B. Lobinger (Hrsg.): Angewandte Sportpsychologie für den Leistungssport. S. 59-71. Göttingen: Hogrefe.
  • Mayer J. (2018). Wenn’s drauf ankommt. Schnell denken – maximale Leistung abrufen – Stresssituationen meistern. München: Ariston.
  • Lanwehr, R. & Mayer J. (2018). People Analytics im Profifußball. Heidelberg, u.a.: Springer.
  • Mayer, J. (2015). Diagnose des Integrationsstatus zur Prävention psychischer Beschwerden bei ausländischen (Profi-)Fußballspielern. In M. Rosenberger (Hrsg.): vademecum rep:grid. Norderstedt: BoD.
  • Leber, T. (2015). Sportpsychologisches Coaching im Spitzensport. In M. Rosenberger (Hrsg.): vademecum rep:grid. Norderstedt: BoD.
  • Hermann, H.-D. & Mayer, J. (2014). Make them go. Was wir vom Coaching der Spitzensportler lernen können. Hamburg: Murmann.